Wie viele Menschen während des ersten Lockdowns, habe auch ich meinen Computer ausgemistet…

Und dabei fand ich dieses Interview mit mir und dem Deutschlandfunk von 2005 zum Thema Gender Pay Gap – also den berühmten +/- 20%, die Frauen im Durchschnitt in Deutschland weniger verdienen als Männer (Und immerhin auch noch 5% weniger, wenn sie den gleichen Job machen wie ein Mann).

Ich war dann aber doch schockiert, als ich mir das jetzt 2021 (16 Jahre später!! 16 Jahre!!!) noch mal anhörte und feststellen musst, dass ich haargenau das selbe Interview heute wieder geben könnte. Ok, es gab vielleicht ein paar Prozentpunkt Unterschied. Ich will das noch nicht mal genau überprüften. Ich finde es absolut lächerlich, bei diesem Thema 1-2 Prozent Fortschritt als Erfolg zu feiern. Im Gegenteil, es ist eine Schande!

Der Aufhänger für dieses Interview war eine damalige Studie der Hans-Böckler-Stiftung zum Gender Pay Gap, die u.a. zu der Erkenntnis kam, dass die Gerechtigkeitslücke aufgrund der schwachen Konjunktur wieder grösser wurde. Auch diese alte Dynamik – „Frauen als Manövriermasse“ des Arbeitsmarktes – sehen wir heute wieder in den Auswirkungen der Coronakrise.

Und täglich grüsst das Gender-Pay-Gap-Murmeltier!

Meine Hoffnung derzeit ist, dass die Coronakrise ein allgemeiner Weckruf für alle (Männer und Frauen) sein wird, die sich die Situation schön reden wollen. „Time is up“ – wie bei der #me too Bewegung ist die Geduld der Frauen für Diskriminierung bei der Bezahlung am Ende. Die Isländerinnen haben es auch geschafft. Und zwar nicht mit Gedult und lieben Worten, sondern mit Streiks, die dazu führten, wirkungsvolle Gesetze durchzusetzen.

Denn so viel is sonnenklar: knallharte Gesetze müssen her, wenn wir jemals aus dieser beschämenden Situation herauskommen wollen. Damit so ein Gesetz auch mehr als ein Feigenblatt wird, sind zwei Dinge zentral:

  1. Die Beweislast muss umgekehrt werden: Unternehmen müssen nachweisen, dass sie fair bezahlen, nicht die Frauen. (Das neue deutsche Gesetz für Lohntransparenz geht hier leider noch nicht weit genug.)
  2. Unternehmen, die nicht mitmachen, müssen mit spürbaren Sanktionen rechnen.

Ja, Ja, ich höre die Aufschreie: „Das verursacht zu viel Bürokratie und Kosten für Unternehmen!“

Dazu habe ich zwei Gegenargumente:

  1. Twist it to test it! Stellen Sie sich einfach mal vor, Männer bekämen 20% weniger Gehalt als Frauen. Würde da irgendjemand das langweilige Totschlagargument von der Last der Bürokratie oder den Kosten durch die Dorfstrasse jagen. Wohl kaum!
  2. Ja, ein Unternehmen für Gender Equality fit zu machen, ist nicht so einfach und kostet Geld. Der Return-on-Investment in Form von motivierter weiblicher Brainpower wird das jedoch sehr schnell wett machen.

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